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Innenhof des ehemaligen Ghettospitals (1997)

Hermann Kruk (1897 -1944), Leiter der Ghettobibliothek und Tagebuchautor. Er wurde im Lager Lagedi in der Nähe von Klooga/Estland umgebracht

In der oberen Etage des Gebäudes befand sich die Bibliothek des Ghettos (1997)

Jakob Gens übernahm zuerst die Leitung der Ghettopolizei und später den Vorsitz des Judenrates

SS-Oberscharführer Bruno Kittel, ehemaliger Schauspieler und Musiker, war für die Auflösung des Ghettos zuständig

Zur Verbrennung aufgestapelte Leichen im Lager Klooga/Estland

Infotafel 4

Das Ghetto von Wilna 2.

Das Leben begann sich im Frühjahr 1942 vorübergehend zu stabilisieren. Viele Juden arbeiteten in Werkstätten innerhalb des Ghettos oder in der Stadt und kamen abends in Arbeitskolonnen wieder zurück. Es wurde häufig versucht, unter den Kleidern versteckte Lebensmittel ins Ghetto zu schleusen, denn die zugeteilten Nahrungsmittel waren äußerst knapp rationiert. Am Haupttor in der Rudnitzka Straße fanden deshalb strenge Kontrollen der Arbeitskolonnen statt, und ein Vergehen dieser Art wurde hart bestraft. Besonders gefürchtet waren die Kontrollen des für »Judenangelegenheiten« zuständigen Franz Murer, der mit brutaler Gewalt gegen seine Opfer vorging.

Im März 1942 wurde im Ghetto ein Waisenhaus eröffnet, und man versuchte außerdem, einige Waisenkinder in einer Transportbrigade zu beschäftigen, die bei der Verteilung der Lebensmittel half. Für die Ärmsten des Ghettos gab es eine öffentliche Suppenküche. Die unzumutbare Enge begünstigte die Ausbreitung von Seuchen. Die Ärzte des Ghettokrankenhauses versuchten, dieses durch Informationsveranstaltungen zu verhindern. Trotz der schwierigen Lebensumstände wurde im April 1942 ein Theater im Ghetto eröffnet, in dem zahlreiche Aufführungen stattfanden. Neben den kulturellen Angeboten gab es auch eine gut ausgestattete Bibliothek, deren Leiter Hermann Kruk war.

Bis zum Frühjahr 1943 verlief das Leben im Ghetto relativ geregelt, danach verschlechterte sich die Lage zusehends. Mehrere kleine Ghettos in der näheren Umgebung Wilnas wurden zerstört. Offiziell sollten die Bewohner in die großen Ghettos von Wilna und Kaunas gebracht werden, doch nur ein geringer Teil der Menschen kam dort an. Die meisten wurden in Ponar ermordet. Die SS versuchte im Juni 1943, die Ghettos in Litauen aus der Hand der Zivilverwaltung in die eigene Zuständigkeit zu überführen. Im August und September wurden etwa 7.000 jüdische Männer und Frauen in Zwangsarbeitslager nach Estland und Lettland verschleppt. In Wilna erschoss die deutsche SS unter Führung von Bruno Kittel Mitte September den innerhalb des Ghettos umstrittenen Vorsitzenden des Judenrates, Jakob Gens. Am 23./24. September 1943 wurde das Ghetto ausgelöscht. Weitere 3.700 Juden wurden nach Estland deportiert, 4.000 wurden ermordet und 2.500 blieben in Wilna, um weiterhin für die Wehrmacht zu arbeiten.

Während dieser letzten Monate der Existenz des großen Ghettos versuchte die jüdische Widerstandsorganisation F.P.O. (Farejnikte Partisaner Organisatije), die sich im Januar 1942 gegründet hatte, einen Großteil der Ghettobevölkerung zum Widerstand zu bewegen. Als ihr Vorhaben scheiterte, beschloss die Widerstandsführung den Rückzug ihrer Mitglieder zu den in den umliegenden Wäldern agierenden Partisanen, um dort gegen die deutschen Besatzer zu kämpfen. Einigen hundert Partisanen gelang die Flucht in die Wälder. Im Sommer 1944 waren sie an der Befreiung Wilnas durch die Rote Armee beteiligt.

Das Ghetto von Wilna 2.

Das Leben begann sich im Frühjahr 1942 vorübergehend zu stabilisieren. Viele Juden arbeiteten in Werkstätten innerhalb des Ghettos oder in der Stadt und kamen abends in Arbeitskolonnen wieder zurück. Es wurde häufig versucht, unter den Kleidern versteckte Lebensmittel ins Ghetto zu schleusen, denn die zugeteilten Nahrungsmittel waren äußerst knapp rationiert. Am Haupttor in der Rudnitzka Straße fanden deshalb strenge Kontrollen der Arbeitskolonnen statt, und ein Vergehen dieser Art wurde hart bestraft. Besonders gefürchtet waren die Kontrollen des für »Judenangelegenheiten« zuständigen Franz Murer, der mit brutaler Gewalt gegen seine Opfer vorging.

Im März 1942 wurde im Ghetto ein Waisenhaus eröffnet, und man versuchte außerdem, einige Waisenkinder in einer Transportbrigade zu beschäftigen, die bei der Verteilung der Lebensmittel half. Für die Ärmsten des Ghettos gab es eine öffentliche Suppenküche. Die unzumutbare Enge begünstigte die Ausbreitung von Seuchen. Die Ärzte des Ghettokrankenhauses versuchten, dieses durch Informationsveranstaltungen zu verhindern. Trotz der schwierigen Lebensumstände wurde im April 1942 ein Theater im Ghetto eröffnet, in dem zahlreiche Aufführungen stattfanden. Neben den kulturellen Angeboten gab es auch eine gut ausgestattete Bibliothek, deren Leiter Hermann Kruk war.

Bis zum Frühjahr 1943 verlief das Leben im Ghetto relativ geregelt, danach verschlechterte sich die Lage zusehends. Mehrere kleine Ghettos in der näheren Umgebung Wilnas wurden zerstört. Offiziell sollten die Bewohner in die großen Ghettos von Wilna und Kaunas gebracht werden, doch nur ein geringer Teil der Menschen kam dort an. Die meisten wurden in Ponar ermordet. Die SS versuchte im Juni 1943, die Ghettos in Litauen aus der Hand der Zivilverwaltung in die eigene Zuständigkeit zu überführen. Im August und September wurden etwa 7.000 jüdische Männer und Frauen in Zwangsarbeitslager nach Estland und Lettland verschleppt. In Wilna erschoss die deutsche SS unter Führung von Bruno Kittel Mitte September den innerhalb des Ghettos umstrittenen Vorsitzenden des Judenrates, Jakob Gens. Am 23./24. September 1943 wurde das Ghetto ausgelöscht. Weitere 3.700 Juden wurden nach Estland deportiert, 4.000 wurden ermordet und 2.500 blieben in Wilna, um weiterhin für die Wehrmacht zu arbeiten.

Während dieser letzten Monate der Existenz des großen Ghettos versuchte die jüdische Widerstandsorganisation F.P.O. (Farejnikte Partisaner Organisatije), die sich im Januar 1942 gegründet hatte, einen Großteil der Ghettobevölkerung zum Widerstand zu bewegen. Als ihr Vorhaben scheiterte, beschloss die Widerstandsführung den Rückzug ihrer Mitglieder zu den in den umliegenden Wäldern agierenden Partisanen, um dort gegen die deutschen Besatzer zu kämpfen. Einigen hundert Partisanen gelang die Flucht in die Wälder. Im Sommer 1944 waren sie an der Befreiung Wilnas durch die Rote Armee beteiligt.