Ausstellung

Portraits

Infotafeln

Texte

Presse

Ausstellung

Portraits

Infotafeln

Texte

Presse

1 2 3 – 45678

Stadtkommissar Hingst und der für »Judenangelegenheiten« zuständige Franz Murer (rechts)

Das Lukischkis-Gefängnis (1997)

Plan des Ghettos

Das ehemalige Realgymnasium in der Rudnitzka Straße 6. Hier war der Judenrat untergebracht (1997)

Innenhof im ehemaligen Ghetto (1994)

Ehemaliger Kontrollpunkt am Eingang des Ghettos (1994)

Originalzeichnung von einem Ghetto-Tor

Infotafel 3

Das Ghetto von Wilna 1.

In der Nacht zum 24. Juni 1941 marschierten Truppen der Deutschen Wehrmacht in Wilna ein. Um die Bevölkerung zu zwingen, sich ruhig zu verhalten, nahm die deutsche Militärverwaltung 60 Juden und 20 Polen als »Geiseln« fest. Im Gegensatz zu Kaunas fanden in Wilna keine Pogrome statt, es wurden aber wahllos jüdische Männer verhaftet, ins Gefängnis gesperrt und zur Zwangsarbeit für die Deutschen herangezogen. Die meisten kehrten nie mehr zu ihren Familien zurück.

Die deutsche Feldkommandantur ordnete am 3. Juli an, dass alle Juden der Stadt ein jeweils 10 cm großes Kennzeichen an der Kleidung auf Brust und Rücken tragen müssten. Ferner sollte bis zum 5. Juli ein »Judenrat« gewählt werden. Nach langen Diskussionen erklärten sich zehn Bürger verschiedener jüdischer Organisationen bereit, diesen Rat zu bilden. Die Zahl der Mitglieder wurde am 23. Juli auf 24 erhöht. Obwohl der Judenrat durch die Bereitstellung von Arbeitskräften versuchte, die Verhaftungen zu unterbinden, wurden bis Ende Juli 1941 mindestens 4.000 jüdische Männer auf der Straße festgenommen. Viele von ihnen wurden ermordet. Ab dem 11. Juli 1941 brachte man die Gefangenen in ein 12 km vor Wilna gelegenes Waldstück in der Nähe des Dorfes Paneriai (jiddisch: Ponar). Dort wurden sie von deutschen und litauischen Polizisten erschossen.

Am 1. August löste die deutsche Zivilverwaltung mit dem Stadtkommissar Hans Hingst die Militärverwaltung in Wilna ab. Als Folge einer neuen Verordnung musste die jüdische Bevölkerung nun einen gelben Davidstern auf Brust und Rücken tragen. Juden wurde untersagt, Bürgersteige zu betreten und öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Franz Murer, Referent für Ernährung und Judenangelegenheiten, versuchte, den Judenrat um 5 Millionen Rubel zu erpressen. Ab Mitte August 1941 sollten das gesamte Vermögen und die Warenbestände der Juden angemeldet werden.

Am 31. August täuschte die deutsche Stadtverwaltung ein Attentat vor: Angeblich sollten deutsche Soldaten in einen »Hinterhalt« gelockt worden sein. Von deutscher Seite wurde dies als »große Provokation« gewertet. Zur »Vergeltung« gingen deutsche Soldaten in ganzen Straßenzügen gegen die jüdische Bevölkerung vor. In den darauffolgenden Tagen wurden 864 Männer, 2.019 Frauen und 817 Kinder ermordet, um im Zentrum der Stadt Platz für ein Ghetto zu schaffen, in das die Juden »umgesiedelt« werden sollten.

Am 6. September 1941 wurde die jüdische Bevölkerung Wilnas innerhalb eines Tages in zwei Ghettobezirke getrieben. Dabei mussten viele Juden in die leerstehenden Wohnungen der gerade Ermordeten ziehen. Etwa 30.000 Menschen wurden in das große Ghetto gebracht, ungefähr 10.000 in das kleine und 6.000 in das Lukischkis-Gefängnis. Die Gefängnisinsassen wurden kurze Zeit später zum größten Teil in Ponar ermordet. Mit Hilfe eines perfiden Systems von ständig wechselnden „Arbeitsscheinen“ wurden in den nachfolgenden Wochen und Monaten immer wieder Selektionen durchgeführt, um „arbeitsunfähige“ Juden in Ponar zu ermorden. Durch drei dieser »Aktionen« wurden bis zum 21. Oktober fast alle Juden des kleinen Ghettos umgebracht. Allein am 1. Oktober, dem höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, fielen über 2.000 Menschen den Erschießungen zum Opfer. Bis zum Jahresende 1941 fanden in Wilna insgesamt über 33.000 Juden den Tod.

Offiziell sollten im Ghetto nur noch 12.000 Menschen für die deutsche Kriegswirtschaft arbeiten. Weitere 7.000 bis 8.000 Juden überlebten die ersten Monate deutscher Herrschaft ohne einen »Arbeitsschein«, der sie in den Augen der Besatzer zum Leben berechtigte. Die Lebensbedingungen für knapp 20.000 Menschen waren hart. Große Enge, Hunger und Kälte und vor allem die ständige Angst vor Deutschen und Litauern charakterisierten das Leben im Ghetto. Durch den Bau von unterirdischen Verstecken (Malinen), die zum Teil sogar mit Elektrizität und fließendem Wasser versehen waren, konnten während der zweijährigen Ghettozeit einige Menschen gerettet werden.

Das Ghetto von Wilna 1.

In der Nacht zum 24. Juni 1941 marschierten Truppen der Deutschen Wehrmacht in Wilna ein. Um die Bevölkerung zu zwingen, sich ruhig zu verhalten, nahm die deutsche Militärverwaltung 60 Juden und 20 Polen als »Geiseln« fest. Im Gegensatz zu Kaunas fanden in Wilna keine Pogrome statt, es wurden aber wahllos jüdische Männer verhaftet, ins Gefängnis gesperrt und zur Zwangsarbeit für die Deutschen herangezogen. Die meisten kehrten nie mehr zu ihren Familien zurück.

Die deutsche Feldkommandantur ordnete am 3. Juli an, dass alle Juden der Stadt ein jeweils 10 cm großes Kennzeichen an der Kleidung auf Brust und Rücken tragen müssten. Ferner sollte bis zum 5. Juli ein »Judenrat« gewählt werden. Nach langen Diskussionen erklärten sich zehn Bürger verschiedener jüdischer Organisationen bereit, diesen Rat zu bilden. Die Zahl der Mitglieder wurde am 23. Juli auf 24 erhöht. Obwohl der Judenrat durch die Bereitstellung von Arbeitskräften versuchte, die Verhaftungen zu unterbinden, wurden bis Ende Juli 1941 mindestens 4.000 jüdische Männer auf der Straße festgenommen. Viele von ihnen wurden ermordet. Ab dem 11. Juli 1941 brachte man die Gefangenen in ein 12 km vor Wilna gelegenes Waldstück in der Nähe des Dorfes Paneriai (jiddisch: Ponar). Dort wurden sie von deutschen und litauischen Polizisten erschossen.

Am 1. August löste die deutsche Zivilverwaltung mit dem Stadtkommissar Hans Hingst die Militärverwaltung in Wilna ab. Als Folge einer neuen Verordnung musste die jüdische Bevölkerung nun einen gelben Davidstern auf Brust und Rücken tragen. Juden wurde untersagt, Bürgersteige zu betreten und öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Franz Murer, Referent für Ernährung und Judenangelegenheiten, versuchte, den Judenrat um 5 Millionen Rubel zu erpressen. Ab Mitte August 1941 sollten das gesamte Vermögen und die Warenbestände der Juden angemeldet werden.

Am 31. August täuschte die deutsche Stadtverwaltung ein Attentat vor: Angeblich sollten deutsche Soldaten in einen »Hinterhalt« gelockt worden sein. Von deutscher Seite wurde dies als »große Provokation« gewertet. Zur »Vergeltung« gingen deutsche Soldaten in ganzen Straßenzügen gegen die jüdische Bevölkerung vor. In den darauffolgenden Tagen wurden 864 Männer, 2.019 Frauen und 817 Kinder ermordet, um im Zentrum der Stadt Platz für ein Ghetto zu schaffen, in das die Juden »umgesiedelt« werden sollten.

Am 6. September 1941 wurde die jüdische Bevölkerung Wilnas innerhalb eines Tages in zwei Ghettobezirke getrieben. Dabei mussten viele Juden in die leerstehenden Wohnungen der gerade Ermordeten ziehen. Etwa 30.000 Menschen wurden in das große Ghetto gebracht, ungefähr 10.000 in das kleine und 6.000 in das Lukischkis-Gefängnis. Die Gefängnisinsassen wurden kurze Zeit später zum größten Teil in Ponar ermordet. Mit Hilfe eines perfiden Systems von ständig wechselnden „Arbeitsscheinen“ wurden in den nachfolgenden Wochen und Monaten immer wieder Selektionen durchgeführt, um „arbeitsunfähige“ Juden in Ponar zu ermorden. Durch drei dieser »Aktionen« wurden bis zum 21. Oktober fast alle Juden des kleinen Ghettos umgebracht. Allein am 1. Oktober, dem höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, fielen über 2.000 Menschen den Erschießungen zum Opfer. Bis zum Jahresende 1941 fanden in Wilna insgesamt über 33.000 Juden den Tod.

Offiziell sollten im Ghetto nur noch 12.000 Menschen für die deutsche Kriegswirtschaft arbeiten. Weitere 7.000 bis 8.000 Juden überlebten die ersten Monate deutscher Herrschaft ohne einen »Arbeitsschein«, der sie in den Augen der Besatzer zum Leben berechtigte. Die Lebensbedingungen für knapp 20.000 Menschen waren hart. Große Enge, Hunger und Kälte und vor allem die ständige Angst vor Deutschen und Litauern charakterisierten das Leben im Ghetto. Durch den Bau von unterirdischen Verstecken (Malinen), die zum Teil sogar mit Elektrizität und fließendem Wasser versehen waren, konnten während der zweijährigen Ghettozeit einige Menschen gerettet werden.