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Altstadtviertel um 1918

Der »Gaon« von Wilna
(1720-1797)

Die Altstadt vor dem
2. Weltkrieg

Innenansicht der alten
Synagoge von Wilna

Charakteristische Torbögen des jüdischen Altstadtviertels

Innenhof im Altstadtviertel
(1997)

Infotafel 1

Zur Geschichte der Stadt Wilna.

Die Anfänge der Staatlichkeit Litauens liegen im Spätmittelalter. Im 13. Jahrhundert wurden die zahlreichen litauischen Fürstentümer unter Großherzog Mindaugas vereinigt. Sein Nachfolger dehnte im 14. Jahrhundert den litauischen Herrschaftsbereich weit über die Grenzen des heutigen Staates aus. 1323 wurde die Stadt Wilna (deutsch) bzw. Vilnius (litauisch) zur Hauptstadt des Großfürstentums Litauen erhoben. Im 14. Jahrhundert zogen die ersten Juden nach Litauen, und 1388 erhielten sie eine Reihe von Rechten, die in den nächsten Jahrhunderten die Grundlage für die Entwicklung der jüdischen Gemeinden in Litauen bildeten. Im 16. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt Wilna zu einem Handelszentrum, und die erste dortige jüdische Gemeinde erbaute 1573 eine Synagoge.

Ende des 17. Jahrhunderts wurde Wilna zu einem Zentrum der jüdischen Gelehrsamkeit. Wichtige Vertreter der jüdischen Aufklärung, der »Haskalah«, lebten und arbeiteten in der Stadt, die als das »Jerusalem des Ostens« bezeichnet wurde, denn das religiöse Judentum nahm einen entscheidenden Platz im Stadtgeschehen ein. Hier lehrte u.a. Elijah ben Solomon Salman (1720 – 1797), der weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannte »Garn von Wilna«. Dieser kämpfte erbittert gegen den sich ausbreitenden Chassidismus, denn in Wilna herrschte ein »litauischer Geist«, der sich durch eine besondere Aussprache des Jiddischen und vor allem durch eine rationale Denkweise auszeichnete. Viele hebräische Schriftsteller wählten Wilna als Wohnort, weil sie sich den Ideen der Aufklärung verbunden fühlten.

Die Stadt wurde so zum Zentrum der hebräischen Literatur und zu einem wichtigen Standort des jüdischen Verlagswesens. Die Strashunbibliothek, die an die große Strashunsynagoge angegliedert war, beherbergte nun neben seltenen Handschriften auch zahlreiche gedruckte Werke. Das Leben der armen jüdischen Bevölkerung spielte sich zumeist in den engen Gassen und Höfen des Altstadtviertels ab. Durch den »Jüdischen Arbeiterbund« wurde Wilna Ende des 19. Jahrhunderts zur wichtigsten Stadt für die größte Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung Osteuropas. Im Bereich Kunst und Kultur entwickelte sich das jüdische Leben der Stadt stetig weiter.

Das 20. Jahrhundert war von einem raschen Wechsel verschiedener Machthaber gekennzeichnet. Von 1915 bis 1918 besetzten die Deutschen die Stadt. Mitte September 1919 marschierte die Rote Armee in Wilna ein, übergab die Stadt aber wenige Wochen danach den Litauern. 1920 wurde das Wilnaer Gebiet, in dem eine polnische Bevölkerungsmehrheit lebte, von Polen annektiert. Infolge des Hitler-Stalin-Paktes wurde die Stadt am 10. Oktober 1939 durch die Sowjetunion wieder Litauen zugeteilt. 1925 wurde das YIVO, das »Jüdische Wissenschaftliche Institut«, gegründet und zu dessen Hauptsitz Wilna gewählt. 1939 lebten bei einer Gesamtbevölkerung von 215.000 Menschen etwa 63.000 Juden in der Stadt. Durch die deutsche Besetzung der westlichen Teile Polens kamen zahlreiche Flüchtlinge nach Wilna, und die Zahl der jüdischen Gemeindemitglieder wuchs an. Zu dieser Zeit verließen aber auch viele Juden die Stadt und emigrierten nach Palästina, in die USA, nach China, Japan und in andere Länder. Am 22. Juni 1941 wurde Wilna von deutschen Truppen aus der Luft angegriffen und zwei Tage später besetzt.

Zur Geschichte der Stadt Wilna.

Die Anfänge der Staatlichkeit Litauens liegen im Spätmittelalter. Im 13. Jahrhundert wurden die zahlreichen litauischen Fürstentümer unter Großherzog Mindaugas vereinigt. Sein Nachfolger dehnte im 14. Jahrhundert den litauischen Herrschaftsbereich weit über die Grenzen des heutigen Staates aus. 1323 wurde die Stadt Wilna (deutsch) bzw. Vilnius (litauisch) zur Hauptstadt des Großfürstentums Litauen erhoben. Im 14. Jahrhundert zogen die ersten Juden nach Litauen, und 1388 erhielten sie eine Reihe von Rechten, die in den nächsten Jahrhunderten die Grundlage für die Entwicklung der jüdischen Gemeinden in Litauen bildeten. Im 16. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt Wilna zu einem Handelszentrum, und die erste dortige jüdische Gemeinde erbaute 1573 eine Synagoge.

Ende des 17. Jahrhunderts wurde Wilna zu einem Zentrum der jüdischen Gelehrsamkeit. Wichtige Vertreter der jüdischen Aufklärung, der »Haskalah«, lebten und arbeiteten in der Stadt, die als das »Jerusalem des Ostens« bezeichnet wurde, denn das religiöse Judentum nahm einen entscheidenden Platz im Stadtgeschehen ein. Hier lehrte u.a. Elijah ben Solomon Salman (1720 – 1797), der weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannte »Gaon von Wilna«. Dieser kämpfte erbittert gegen den sich ausbreitenden Chassidismus, denn in Wilna herrschte ein »litauischer Geist«, der sich durch eine besondere Aussprache des Jiddischen und vor allem durch eine rationale Denkweise auszeichnete. Viele hebräische Schriftsteller wählten Wilna als Wohnort, weil sie sich den Ideen der Aufklärung verbunden fühlten.

Die Stadt wurde so zum Zentrum der hebräischen Literatur und zu einem wichtigen Standort des jüdischen Verlagswesens. Die Strashunbibliothek, die an die große »Strashunsynagoge« angegliedert war, beherbergte nun neben seltenen Handschriften auch zahlreiche gedruckte Werke. Das Leben der armen jüdischen Bevölkerung spielte sich zumeist in den engen Gassen und Höfen des Altstadtviertels ab. Durch den „Jüdischen Arbeiterbund“ wurde Wilna Ende des 19. Jahrhunderts zur wichtigsten Stadt für die größte Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung Osteuropas. Im Bereich Kunst und Kultur entwickelte sich das jüdische Leben der Stadt stetig weiter.

Das 20. Jahrhundert war von einem raschen Wechsel verschiedener Machthaber gekennzeichnet. Von 1915 bis 1918 besetzten die Deutschen die Stadt. Mitte September 1919 marschierte die Rote Armee in Wilna ein, übergab die Stadt aber wenige Wochen danach den Litauern. 1920 wurde das Wilnaer Gebiet, in dem eine polnische Bevölkerungsmehrheit lebte, von Polen annektiert. Infolge des Hitler-Stalin-Paktes wurde die Stadt am 10. Oktober 1939 durch die Sowjetunion wieder Litauen zugeteilt. 1925 wurde das YIVO, das »Jüdische Wissenschaftliche Institut«, gegründet und zu dessen Hauptsitz Wilna gewählt. 1939 lebten bei einer Gesamtbevölkerung von 215.000 Menschen etwa 63.000 Juden in der Stadt. Durch die deutsche Besetzung der westlichen Teile Polens kamen zahlreiche Flüchtlinge nach Wilna, und die Zahl der jüdischen Gemeindemitglieder wuchs an. Zu dieser Zeit verließen aber auch viele Juden die Stadt und emigrierten nach Palästina, in die USA, nach China, Japan und in andere Länder. Am 22. Juni 1941 wurde Wilna von deutschen Truppen aus der Luft angegriffen und zwei Tage später besetzt.