Sage nie, Du gehst den letzten Weg.
Der Genozid an den litauischen Juden
1941–1944.
Die Ausstellung beschreibt den Genozid an den litauischen Juden auf zwei Ebenen.
Ausdrucksstarke Portrait-Aufnahmen des berühmten litauischen Fotografen Antanas Sutkus zeigen Überlebende des Ghettos von Kaunas. Die Gesichter der wenigen litauischen Juden, die den Pogromen und der systematischen Vernichtung durch glückliche Umstände entkommen konnten, sprechen eine eigene Sprache. Auf der anderen Ebene erhält der Betrachter historische Hintergrundinformationen. Die Lebenssituation in den Ghettos von Wilna und Kaunas, die Beschreibung der Vernichtungsstätten und der Kampf der Partisanen stehen aber nicht nur als tragische Fakten im Raum, sie verdeutlichen in Zusammenhang mit den Portrait-Aufnahmen das persönliche Einzelschicksal.
Die Ausstellung ist als Wander-Ausstellung konzipiert und besteht aus 29 Fototafeln und 8 Infotafeln. Sie kann in unterschiedlichen Räumlichkeiten: Schulen, Bibliotheken oder Museen gezeigt werden.
Vorwort zur Ausstellung
von Ministerpräsident a.D. Dr. h.c. Johannes Rau.
Die Ausstellung »Sage nie, du gehst den letzten Weg – der Genozid an den litauischen Juden 1941-44«, deren Katalog jetzt vorliegt, hängt eng zusammen mit der Text-Musik-Collage »Ess is gewen a sumertog«, die die Wuppertaler Musikerin Roswitha Dasch geschaffen hat und in der sie über die Geschichte des Wilnaer Ghettos berichtet. Frau Dasch hat sich seit einigen Jahren mit der Geschichte des Wilnaer Ghettos und mit dem Schicksal der litauischen Überlebenden des Holocaust beschäftigt und sowohl die Text-Musik-Collage erarbeitet wie auch die Ausstellung mit den Bildern der Holocaust-Überlebenden und der Geschichte des Ghettos. Dafür gebührt ihr unser herzlicher Dank.
Wilna oder Vilnius, das einst das »Jerusalem des Ostens« genannt wurde, galt bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg als religiöses und literarisches Zentrum der jüdischen Kultur. Im Juni 1941 marschierte die Deutsche Wehrmacht in Wilna ein. Bereits Anfang Juli begann die organisierte Vernichtung der litauischen Juden. Am 6. September wurde die jüdische Bevölkerung Wilnas in das Ghetto der Stadt getrieben.
Vieles über die Ereignisse der folgenden zwei Jahre bis zur Liquidierung des Wilnaer Ghettos ist lange Zeit unbekannt geblieben. Und da es nur noch rund 170 Überlebende des Holocaust in Litauen gibt, die oft in bitterer Armut leben, wird vieles unbekannt bleiben. Die Ausstellung soll dazu beitragen, diese Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, und sie soll uns als Mahnung und Aufforderung dienen, daß sich so etwas in der deutschen wie auch in der europäischen Geschichte nie mehr wiederholen darf.
Ich wünsche den Betrachtern die notwendigen Einsichten und Gedanken und der Ausstellung, die noch in vielen nordrhein-westfälischen Städten, aber auch bundesweit und sogar darüber hinaus zu sehen sein wird, den ihr gebührenden Erfolg.
Einleitung zur Ausstellung
von Roswitha Dasch.
Die Kultur und speziell die Musik des osteuropäischen Judentums beschäftigen mich seit vielen Jahren. Um Material für ein neues Konzertprogramm zu sammeln, reiste ich 1994 zum ersten Mal nach Vilnius, der vielbeschriebenen Stadt, früher auch »Jerusalem des Ostens« genannt. Dort erhielt ich detaillierte Antworten auf Fragen, die ich zuvor nicht durch Bücher in Erfahrung bringen konnte. Gleichzeitig bekam ich in Gesprächen mit Holocaust-Überlebenden einen Eindruck ihres persönlichen Schicksals und ihrer momentanen Lebenssituation, die häufig durch Krankheit und Armut gekennzeichnet ist. In ihren Ausssagen kritisierten diese alten Menschen vor allem die jahrelange Zurückhaltung des deutschen Staates im Hinblick auf Entschädigungszahlungen. Ich entschloß mich, nach meiner Rückkehr eine breite Öffentlichkeit auf dieses Thema aufmerksam zu machen. Am 8. Mai 1994 stellte ich mit meiner Kollegin Elke Masino die Text-Musik-Collage »Ess is gewen a sumertog« zur Geschichte des Wilnaer Ghettos erstmalig im Wuppertaler Schauspielhaus vor. Dieses Konzertprogramm habe ich in den darauffolgenden Jahren auch in Zusammenarbeit mit der Pianistin Regina Neumann häufig aufgeführt und mit Spendensammlungen verbunden.
Im Herbst 1995 lud ich Dimitrijus Gelpernas, den ehemaligen Vorsitzenden des Vereins der Ghetto- und KZ-Häftlinge in Litauen, nach Deutschland ein. Herr Gelpernas berichtete vorwiegend an Schulen über den Genozid an den litauischen Juden. Anschließend konnten ihn die Jugendlichen zu seinen persönlichen Erlebnissen befragen. Leider wird er, dessen Portrait wir für den Umschlag des Kataloges auswählten, keine Entschädigungszahlungen erhalten; er verstarb im Juli 1998.
Während seines Besuches zeigte mir Herr Gelpernas einige Portraitaufnahmen von Überlebenden aus dem Ghetto der Stadt Kaunas, die der bekannte litauische Fotograf Antanas Sutkus angefertigt hatte. Es entstand die Idee einer Ausstellung, die zum einen auf das persönliche Schicksal der Holocaust-Überlebenden in Litauen aufmerksam machen und zum anderen dem Betrachter die entsprechenden historischen Zusammenhänge verdeutlichen sollte. Im Rahmen einer erneuten Reise nach Litauen erwarb ich eine Vielzahl von Portraits, und Dank der finanziellen Unterstützung der Staatskanzlei NRW sowie der »Stiftung Erinnerung« konnte ich daraufhin die Ausstellung realisieren. Mittlerweile hat sich in Wuppertal der Verein »Mizwa-Zeit zu handeln e.V.« gegründet, in dem wir Sach- und Geldspenden für die noch lebenden ehemaligen Ghetto- und KZ-Häftlinge sammeln.
Durch diese Ausstellung sollen Spenden zusammengetragen werden, und auch die Einnahmen beim Verkauf des Kataloges kommen den Überlebenden zugute. Viele Personen haben das Projekt unterstützt, und so gilt mein besonderer Dank den jüdischen Gemeinden und Museen in Vilnius und Kaunas, Christoph Gisen und Peter Michels, Fieder Wolf, Walther Seinsch, Tobias Jafetas, Dimitrijus Gelpernas, Giuseppe Casciani, Diemut Schilling, Christoph Dieckmann, Gerhard Schoenberner, Armin Schulte, Tilla Stöhr, Vilija Jung, Marianne Dasch und Dirk Lattenkamp.
Sage nie, Du gehst den letzten Weg.
Der Genozid an den litauischen Juden 1941–1944.
Die Ausstellung beschreibt den Genozid an den litauischen Juden auf zwei Ebenen.
Ausdrucksstarke Portrait-Aufnahmen des berühmten litauischen Fotografen Antanas Sutkus zeigen Überlebende des Ghettos von Kaunas. Die Gesichter der wenigen litauischen Juden, die den Pogromen und der systematischen Vernichtung durch glückliche Umstände entkommen konnten, sprechen eine eigene Sprache. Auf der anderen Ebene erhält der Betrachter historische Hintergrundinformationen. Die Lebenssituation in den Ghettos von Wilna und Kaunas, die Beschreibung der Vernichtungsstätten und der Kampf der Partisanen stehen aber nicht nur als tragische Fakten im Raum, sie verdeutlichen in Zusammenhang mit den Portrait-Aufnahmen das persönliche Einzelschicksal.
Die Ausstellung ist als Wander-Ausstellung konzipiert und besteht aus 29 Fototafeln und 8 Infotafeln. Sie kann in unterschiedlichen Räumlichkeiten: Schulen, Bibliotheken oder Museen gezeigt werden.
Vorwort zur Ausstellung
von Ministerpräsident a. D. Dr. h.c. Johannes Rau.
Die Ausstellung »Sage nie, du gehst den letzten Weg – der Genozid an den litauischen Juden 1941-44«, deren Katalog jetzt vorliegt, hängt eng zusammen mit der Text-Musik-Collage »Ess is gewen a sumertog«, die die Wuppertaler Musikerin Roswitha Dasch geschaffen hat und in der sie über die Geschichte des Wilnaer Ghettos berichtet. Frau Dasch hat sich seit einigen Jahren mit der Geschichte des Wilnaer Ghettos und mit dem Schicksal der litauischen Überlebenden des Holocaust beschäftigt und sowohl die Text-Musik-Collage erarbeitet wie auch die Ausstellung mit den Bildern der Holocaust-Überlebenden und der Geschichte des Ghettos. Dafür gebührt ihr unser herzlicher Dank.
Wilna oder Vilnius, das einst das »Jerusalem des Ostens« genannt wurde, galt bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg als religiöses und literarisches Zentrum der jüdischen Kultur. Im Juni 1941 marschierte die Deutsche Wehrmacht in Wilna ein. Bereits Anfang Juli begann die organisierte Vernichtung der litauischen Juden. Am 6. September wurde die jüdische Bevölkerung Wilnas in das Ghetto der Stadt getrieben.
Vieles über die Ereignisse der folgenden zwei Jahre bis zur Liquidierung des Wilnaer Ghettos ist lange Zeit unbekannt geblieben. Und da es nur noch rund 170 Überlebende des Holocaust in Litauen gibt, die oft in bitterer Armut leben, wird vieles unbekannt bleiben. Die Ausstellung soll dazu beitragen, diese Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, und sie soll uns als Mahnung und Aufforderung dienen, daß sich so etwas in der deutschen wie auch in der europäischen Geschichte nie mehr wiederholen darf.
Ich wünsche den Betrachtern die notwendigen Einsichten und Gedanken und der Ausstellung, die noch in vielen nordrhein-westfälischen Städten, aber auch bundesweit und sogar darüber hinaus zu sehen sein wird, den ihr gebührenden Erfolg.
Einleitung zur Ausstellung
von Roswitha Dasch.
Die Kultur und speziell die Musik des osteuropäischen Judentums beschäftigen mich seit vielen Jahren. Um Material für ein neues Konzertprogramm zu sammeln, reiste ich 1994 zum ersten Mal nach Vilnius, der vielbeschriebenen Stadt, früher auch »Jerusalem des Ostens« genannt. Dort erhielt ich detaillierte Antworten auf Fragen, die ich zuvor nicht durch Bücher in Erfahrung bringen konnte. Gleichzeitig bekam ich in Gesprächen mit Holocaust-Überlebenden einen Eindruck ihres persönlichen Schicksals und ihrer momentanen Lebenssituation, die häufig durch Krankheit und Armut gekennzeichnet ist. In ihren Ausssagen kritisierten diese alten Menschen vor allem die jahrelange Zurückhaltung des deutschen Staates im Hinblick auf Entschädigungszahlungen. Ich entschloß mich, nach meiner Rückkehr eine breite Öffentlichkeit auf dieses Thema aufmerksam zu machen. Am 8. Mai 1994 stellte ich mit meiner Kollegin Elke Masino die Text-Musik-Collage »Ess is gewen a sumertog« zur Geschichte des Wilnaer Ghettos erstmalig im Wuppertaler Schauspielhaus vor. Dieses Konzertprogramm habe ich in den darauffolgenden Jahren auch in Zusammenarbeit mit der Pianistin Regina Neumann häufig aufgeführt und mit Spendensammlungen verbunden.
Im Herbst 1995 lud ich Dimitrijus Gelpernas, den ehemaligen Vorsitzenden des Vereins der Ghetto- und KZ-Häftlinge in Litauen, nach Deutschland ein. Herr Gelpernas berichtete vorwiegend an Schulen über den Genozid an den litauischen Juden. Anschließend konnten ihn die Jugendlichen zu seinen persönlichen Erlebnissen befragen. Leider wird er, dessen Portrait wir für den Umschlag des Kataloges auswählten, keine Entschädigungszahlungen erhalten; er verstarb im Juli 1998.
Während seines Besuches zeigte mir Herr Gelpernas einige Portraitaufnahmen von Überlebenden aus dem Ghetto der Stadt Kaunas, die der bekannte litauische Fotograf Antanas Sutkus angefertigt hatte. Es entstand die Idee einer Ausstellung, die zum einen auf das persönliche Schicksal der Holocaust-Überlebenden in Litauen aufmerksam machen und zum anderen dem Betrachter die entsprechenden historischen Zusammenhänge verdeutlichen sollte. Im Rahmen einer erneuten Reise nach Litauen erwarb ich eine Vielzahl von Portraits, und Dank der finanziellen Unterstützung der Staatskanzlei NRW sowie der »Stiftung Erinnerung« konnte ich daraufhin die Ausstellung realisieren. Mittlerweile hat sich in Wuppertal der Verein »Mizwa-Zeit zu handeln e.V.« gegründet, in dem wir Sach- und Geldspenden für die noch lebenden ehemaligen Ghetto- und KZ-Häftlinge sammeln.
Durch diese Ausstellung sollen Spenden zusammengetragen werden, und auch die Einnahmen beim Verkauf des Kataloges kommen den Überlebenden zugute. Viele Personen haben das Projekt unterstützt, und so gilt mein besonderer Dank den jüdischen Gemeinden und Museen in Vilnius und Kaunas, Christoph Gisen und Peter Michels, Fieder Wolf, Walther Seinsch, Tobias Jafetas, Dimitrijus Gelpernas, Giuseppe Casciani, Diemut Schilling, Christoph Dieckmann, Gerhard Schoenberner, Armin Schulte, Tilla Stöhr, Vilija Jung, Marianne Dasch und Dirk Lattenkamp.