Tamar Dreifuss.
Tamar Dreifuss wird am 5. März 1938 in Wilna, Litauen geboren. Nachdem in der Nacht zum 24. Juni 1941 Truppen der Deutschen Wehrmacht in Litauen einmarschiert sind, verlieren die litauischen Juden sofort alle Rechte bevor die systematische Vernichtung Anfang Juli beginnt. Bei Massenerschießungen stirbt im Waldgebiet von Ponar bereits bis Ende des Jahres 1941 ein großer Teil der jüdischen Bevölkerung der Stadt durch die Hand der Deutschen und ihrer litauischen Kollaborateure. Tamars Eltern Jetta und Jascha Schapiro verlieren ihre Wohnung und geben ihre Tochter zu einer christlich getauften Tante, wo sie den Namen Teresa Scharwinski bekommt. Die Eltern verstecken sich ein halbes Jahr in einem Kloster, dann müssen sie fliehen und gelangen in den inzwischen abgeriegelten Ghettobezirk in der Altstadt. Im Winter 1942 bringt man auch Tamar zu ihnen ins Ghetto, nachdem ihre Tarnung entdeckt wurde.
Tamars Mutter Jetta Schapiro-Rosenzweig
Tamar im Alter von drei Jahren mit ihrem Cousin Samuel Bak, heute ein international bekannter Maler
Tamar Dreifuss im Alter von sieben Jahren
Am 1. September 1943 umstellen deutsche Soldaten das Ghetto und fordern die Herausgabe von 5.000 Menschen. Viele Männer, darunter auch Tamars Vater, werden verhaftet und deportiert. Die Frauen haben die Option, ihren Männern in die Lager zu folgen. Im Durchgangslager Tauroggen (lit. Tauragė) wird eine Selektion durchgeführt, während der es Jetta Schapiro in einem günstigen Augenblick gelingt, mit Tamar aus dem Lager zu entkommen. Als große blonde Frau wirkt sie wie eine Besucherin, nicht wie eine Gefangene. Die beiden führen nun unter falschem Namen ein Leben als Flüchtlinge auf verschiedenen Bauernhöfen der Gegend, bis die Rote Armee im Juli 1944 Litauen befreit. Tamar und ihre Mutter kehren zunächst nach Wilna zurück.
Nachdem der Zweite Weltkrieg 1945 endgültig beendet ist, ziehen die beiden zunächst nach Łódź und verbringen dann zwei Jahre im Lager für Displaced Persons in Landsberg. Sie wollen Europa verlassen. Ein Großteil der Familie ist in den Lagern umgekommen. Später erfahren sie, dass Jascha Schapiro im Konzentrationslager Stutthof erschossen wurde.
Eine Gruppe jüdischer Männer wird unter Bewachung abgeführt
Frauen mit Judenkennzeichen in Wilna
Das Versteck im Kloster
Strenge Ausweiskontrollen am Haupteingang des Ghettos
Stadtansicht von Wilna
Von den annähernd 70.000 litauischen Juden der Stadt Wilna haben nur etwa 2000 – 3000 Menschen die deutsche Besatzung durch glückliche Umstände überlebt. 1948 emigriert Jetta mit ihrer Tochter nach Israel. Nach ihrer Ausbildung zur Erzieherin heiratet Tamar 1959 Harry Zwi Dreifuss, der 1933 als Kleinkind mit seinen Eltern aus Mannheim ins damalige Palästina ausgewandert ist. Im gleichen Jahr ziehen beide nach Deutschland, wo ihr Mann einen Ausbildungsplatz als Fotograf und Kameramann gefunden hat. Fast sechzig Jahre wohnen sie in der Nähe von Köln, mittlerweile lebt Tamar in Bayern.
2002 hat sie die Überlebensgeschichte ihrer Mutter aus dem Jiddischen ins Deutsche übersetzt und 2009 mit Hilfe eines Teams ein Kinderbuch über ihre Rettung geschrieben. Aus beiden Büchern liest Tamar Dreifuss, wenn sie als Zeitzeugin in Schulen und anderen Einrichtungen von ihrem Überleben erzählt. Ihr Engagement wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet.
Der bewachte Haupteingang zum Ghetto
Der Lageplan des Kleinen- und Großen-Ghettos
Die Große Synagoge wurde im Krieg vollständig zerstört
Straßenszene im jüdischen Altstadtviertel vor dem Zweiten Weltkrieg
Straße im Ghetto von Wilna
Tamar Dreifuss.
Tamar Dreifuss wird am 5. März 1938 in Wilna, Litauen geboren. Nachdem in der Nacht zum 24. Juni 1941 Truppen der Deutschen Wehrmacht in Litauen einmarschiert sind, verlieren die litauischen Juden sofort alle Rechte bevor die systematische Vernichtung Anfang Juli beginnt. Bei Massenerschießungen stirbt im Waldgebiet von Ponar bereits bis Ende des Jahres 1941 ein großer Teil der jüdischen Bevölkerung der Stadt durch die Hand der Deutschen und ihrer litauischen Kollaborateure. Tamars Eltern Jetta und Jascha Schapiro verlieren ihre Wohnung und geben ihre Tochter zu einer christlich getauften Tante, wo sie den Namen Teresa Scharwinski bekommt. Die Eltern verstecken sich ein halbes Jahr in einem Kloster, dann müssen sie fliehen und gelangen in den inzwischen abgeriegelten Ghettobezirk in der Altstadt. Im Winter 1942 bringt man auch Tamar zu ihnen ins Ghetto, nachdem ihre Tarnung entdeckt wurde.
Am 1. September 1943 umstellen deutsche Soldaten das Ghetto und fordern die Herausgabe von 5.000 Menschen. Viele Männer, darunter auch Tamars Vater, werden verhaftet und deportiert. Die Frauen haben die Option, ihren Männern in die Lager zu folgen. Im Durchgangslager Tauroggen (lit. Tauragė) wird eine Selektion durchgeführt, während der es Jetta Schapiro in einem günstigen Augenblick gelingt, mit Tamar aus dem Lager zu entkommen. Als große blonde Frau wirkt sie wie eine Besucherin, nicht wie eine Gefangene. Die beiden führen nun unter falschem Namen ein Leben als Flüchtlinge auf verschiedenen Bauernhöfen der Gegend, bis die Rote Armee im Juli 1944 Litauen befreit. Tamar und ihre Mutter kehren zunächst nach Wilna zurück.
Nachdem der Zweite Weltkrieg 1945 endgültig beendet ist, ziehen die beiden zunächst nach Łódź und verbringen dann zwei Jahre im Lager für Displaced Persons in Landsberg. Sie wollen Europa verlassen. Ein Großteil der Familie ist in den Lagern umgekommen. Später erfahren sie, dass Jascha Schapiro im Konzentrationslager Stutthof erschossen wurde.
Von den annähernd 70.000 litauischen Juden der Stadt Wilna haben nur etwa 2000 – 3000 Menschen die deutsche Besatzung durch glückliche Umstände überlebt. 1948 emigriert Jetta mit ihrer Tochter nach Israel. Nach ihrer Ausbildung zur Erzieherin heiratet Tamar 1959 Harry Zwi Dreifuss, der 1933 als Kleinkind mit seinen Eltern aus Mannheim ins damalige Palästina ausgewandert ist. Im gleichen Jahr ziehen beide nach Deutschland, wo ihr Mann einen Ausbildungsplatz als Fotograf und Kameramann gefunden hat. Fast sechzig Jahre wohnen sie in der Nähe von Köln, mittlerweile lebt Tamar in Bayern.
2002 hat sie die Überlebensgeschichte ihrer Mutter aus dem Jiddischen ins Deutsche übersetzt und 2009 mit Hilfe eines Teams ein Kinderbuch über ihre Rettung geschrieben. Aus beiden Büchern liest Tamar Dreifuss, wenn sie als Zeitzeugin in Schulen und anderen Einrichtungen von ihrem Überleben erzählt. Ihr Engagement wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet.